Zum traditionellen Kassenhäuschen

Da heute nach ca. 2 Monaten unser aller SV Waldhof wieder auswärts antritt, möchten wir die Gelegenheit nutzen, etwas ausführlicher auf eine von uns sehr kritisch gesehene Entwicklung einzugehen, auf die wir im vergangenen Jahr in konkreten Fällen schon punktuell hingewiesen haben. Während im Fußballgeschäft ligaunabhängig weitestgehend der Alltag wieder eingekehrt ist, scheint dies für die Vergabepraxis von Tagestickets nicht zu gelten. Immer öfter ist Print@Home die einzig angebotene Variante zum Erwerb einer Eintrittskarte, in vielen Fällen geschieht die Abwicklung ausschließlich über den gastgebenden Verein. Tageskassen mit vorgedruckten Tickets spart man sich vielerorts mittlerweile komplett. War dieser Zustand in den Hochphasen der Pandemie in einem für Sportvereine extrem volatilen Umfeld sowie aufgrund der Nachverfolgungsmöglichkeit von Infektionsketten noch ein tragbarer, empfinden wir ihn mittlerweile als problematisch.

Zum traditionellen Kassenhäuschen

Nicht, dass wir an Print@Home generell etwas auszusetzen hätten – vielen Fans erleichtert diese Option den Stadionbesuch ungemein – wir sind jedoch der Meinung, dass jedem die Möglichkeit gegeben werden sollte, selbst zu entscheiden, auf welchem Wege die Eintrittskarte erworben wird. Neben dem ideellen Wert, der einem klassischen Spieltagsticket nicht nur für Sammler innewohnt, gibt es weitere Gründe dafür, der Entwicklung kritisch gegenüberzustehen. Auch im Jahr 2023 gibt es Fußballfans, für die der Erwerb eines Print@Home-Tickets eine große Hürde darstellt. Nebensächlich ist hierbei, ob dies altersbedingt oder aus sonstigen Gründen (z.B. fehlende Kreditkarte) der Fall ist. Mit dem Abschaffen der Tageskassen nimmt man in Kauf, diese Personen vom Spielbesuch auszuschließen. Auch der spontane Besuch eines Fußballspiels wird dadurch unnötig verkompliziert.

Des Weiteren erfolgt die Vergabe meist ausschließlich über den gastgebenden Verein. Dies sorgt dafür, dass im Vorfeld von Auswärtsspielen oftmals Kundenprofile inklusive personenbezogener Daten angelegt werden müssen. Teilweise werden dabei persönliche Daten eingefordert, die für einen Spielbesuch irrelevant sind, was – ganz unabhängig vom Verhältnis zur Fanszene des Gastgebers – für viele Fans ein Hemmnis beim Ticketkauf darstellt. Auch die hierbei oft praktizierte limitierte Ticketanzahl pro Käufer stellt Gruppen und Fanclubs vor Probleme – eine Organisation eines Busses mit Ticket ist so nahezu unmöglich. Zudem nimmt man dem auswärts spielenden Verein die Möglichkeit, in einem eigenen Vergabeprozess beispielsweise Vielfahrer zu bevorzugen. Allfällige Anfragen des gastgebenden Vereins an den Gastverein zur Öffnung einer Tageskasse mit klassischem Ticketverkauf sollten vom Gastverein immer im Dialog mit den eigenen Fans in deren Sinne entschieden werden und nicht, wie schon geschehen, kurzerhand mit der Empfehlung des Verzichts auf die Tageskasse beantwortet werden.

Insgesamt bewerten wir diese Entwicklung als einen weiteren Schritt der Entfremdung des Profifußballs von seiner Basis, welchen wir nicht unkommentiert stehen lassen wollen. Wir fordern daher eine Rückkehr zur vor der Pandemie gängigen Praxis. Dies beinhaltet für uns vor allem die generelle Möglichkeit, eine klassische Eintrittskarte zu erwerben, bei nicht ausverkauften Spielen das Angebot einer Tageskasse für Heim- und Gästefans sowie die Abwicklung der Kartenvergabe bei Auswärtsspielen über den eigenen Verein.